Oberflächenbehandlung exotischer Holzarten mit oxidativ trocknenden Ölen und Lacke

1. Allgemeines:

Holz besteht neben Fasern und Lignin aus Inhaltsstoffen, die sich von Holzart zu Holzart zum Teil stark unterscheiden können - besonders Tropenhölzer sind hier zu nennen. Bei verschiedenen Anwendungsbereichen ist aufgrund dieser von der "Norm" abweichenden Inhaltsstoffe Vorsicht geboten - das trifft auch und in besonderem Maße für die Behandlung mit oxidativ trocknenden Ölen und ölbasierten Lacken zu.

2. Chemische Grundlagen der oxidativen Trocknung: 

Der Trocknungsvorgang der Öle beruht im Wesentlichen auf den in ihnen gelösten ungesättigten Fettsäuren, die am Luftsauerstoff oxidieren und aushärten. Da dieser Prozess unter natürlichen Bedingungen sehr lange dauert (unter Umständen mehrere Wochen), werden den Ölen sogenannte Sikkative zugesetzt - das sind gelöste Metallsalze, welche die Vernetzungsphase (also das Aushärten) zeitlich auf einen Tag verdichten, so dass effektiv gearbeitet werden kann. 


3. Inhibierung der oxidativen Trocknung: 

Bei Tropenhölzern ergibt sich nun das Problem, dass sie je nach Spezies und Subspezies Inhaltsstoffe auweisen, die in den Vernetzungsprozess negativ eingreifen und die beshcleunigende Wirkung des Sikkativs bei entsprechender Konzentration auch ganz unterbinden können - man spricht dann von Trocknungsinhibierung.


4. Konsequenzen für die Oberflächenbehandlung mit Imprägnierölen: 

Sowohl beim Einsatz von Imprägnierölen wie auch und besonders bei Öl-Wasserlack-Kombinationen ist auf Tropenhölzern größte Vorsicht geboten: Wenn das Imprägnieröl nicht richtig aushärtet, kann es leicht wieder ausgewaschen werden, und der Schmutzeintrag ins Holz wird begünstigt. Beim Auftrag des Wasserlacks ist die vollständige Austrocknung des zugrunde liegenden Öls zwingende Voraussetzung - da dies bei kritischen Hölzern schlicht unkalkulierbar wird, sollte bei Tropenholz auf die Öl-Wasserlack-Kombination verzichtet werden.


5. Konsequenzen für die Oberflächenbehandlung mit ölbasierten Lacken:

Sind ölbasierte Lacke von Trocknungsinhibierung betroffen, hat das typischer Weise die nachstehenden Folgen:

  • Schlechte Schleifbarkeit
  • Bei mehreren Schichten: ist die erste Schicht nicht völlig durchgetrociknet, kann Lack aus der zweiten Schicht in diese dringen und sie aufquellen - Riunzelbildung ist die Folge
  • Ungleichmäßiger Glanz / Mattierung aufgrund unterschiedlich ablaufender Trocknung
  • Erhöhte Kratzempfindlichkeit

Vermeiden Sie diese unschönen Effekte durch das Aufbringen einer sogeannten Sperrgrundierung, die nicht auf oxidativer Trocknung basiert.


6. Kritische Holzarten:

Gängige kritische Holzarten sind:

  • Teak
  • Padouk
  • Ipe
  • Palisander
  • Mahagoni
  • Massaranduba
  • Merbau
  • Cumaru

Eine abschließende Klassifizierung ist schwierig, da auch erratische Faktoren wie Wuchszonen und Unterarten eine Rolle bei der Konzentration der Holzinhaltsstoffe spielen.


7. Sonstige Folgerungen:

Viele der genannten exotischen Hölzer werden gerne im Terrassenbau eingesetzt, wo der Einsatz von Exterior-Ölen weit verbreitet ist. Ein erster Anstrich kann hier meist nur eine begrenzte Beständigkeit haben, wenn aber durch Witterung und Auslaugung ein Gutteil der kritischen Holzinhaltstoffe ausgespült wurde, kann ein zweiter Anstrich schon wesentlich besser haften.

Das heißt aber auch: wenn dem rohen Holz eine gewisse Bewitterungsphase eingeräumt wird, kann auch ein erster Anstrich gute Ergebnisse liefern!

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